W. Meironke - Carl Rudolph Bromme Gesellschaft

Carl Rudolph Bromme
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Die Tiefen und Höhen der Erinnerungskultur um 
Carl Rudolph Brommy (1804-1860)
Brommy-Freund Wolfgang Meironke
Vorwort:

Es gibt nur wenige Marinepersönlichkeiten im deutschsprachigen Raum die eine so breit gefächerte Spur des Erinnerns hinterlassen haben wie der erste deutsche Admiral Carl Rudolph Brommy (1804 – 1860).

Als Carl Rudolph Brommy am 9. Januar 1860 verstarb hätte kein Mensch in seinem Umfeld je gedacht, dass dieser Seeoffizier einen so weit reichenden und vielfältigen Schatte werfen würde. Andererseits gibt es wenige Marineoffiziere im deutschsprachigen Raum die in der Erinnerungskultur so viele Tiefen und Höhen erleben mussten wie Carl Rudolph Brommy. Von „Nichtbeachtung“ bis zu höchsten Anerkennungen reichen die Bewertungen im Geschichtsverlauf von 1860 bis zur Gegenwart.

Eine öffentliche und offizielle Erinnerungskultur ist am populärsten in der Vergabe von Strassen, Plätzen und Objekten, zu erkennen, wobei die Straßen die beliebtesten Orte sind. Kiel hat zum Beispiel neun deutschen Seeoffizieren einen Straßennamen gegeben. In keiner Stadt sind soviel Marineoffiziere verzeichnet wie hier. (Brommy, Graf Luckner, Graf Spee, Hipper, Jachmann, Prinz Heinrich, Scheer, Stosch, Tirpitz.)

Hamburg hat natürlich keine Brommy- Strasse aber auch nur drei Seeoffiziere auf ihrer Straßenliste-(Speestrasse, Tirpitzstrasse, Graf Luckner Strasse). Eine Brommy- Straße, bzw. Weg gab oder gibt es in Berlin, Brake, Bremen, Bremerhaven, Kiel, Leipzig, Oldenburg, Wilhelmshaven.. Eine beachtliche Zahl, bedenkt man den Bekanntheitsgrad von Carl Rudolph Brommy in der Geschichte allgemein oder in der Marinegeschichte im speziellen.

Betrachtet man die Lebenszeit von Carl Rudolph Brommy als Offizier in Deutschland von nur 11 Jahren (1849-1860) und seine aktive Dienstzeit in Deutschland von 5 Jahren und 3 Monaten, ist die Nennung seines Namens in acht deutschen Städten schon ein beachtliches Ergebnis. Dieses ist vorwiegend seinem Bekanntheitsgrad an der Norddeutschen Küste zu verdanken. Beachtenswert ist die Nennung in Kiel und Berlin, preußischen Hochburgen!

Werfen wir im Folgenden nun einen Blick auf die Erinnerungskultur von Carl Rudolph Brommy mit seinen Tiefen und Höhen und versuchen zu ergründen welche Gründe dafür zu erkennen sind.

In loser Folge möchte ich diese Tiefen und Höher der Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy in den nachfolgenden Abhandlungen näher bringen. Vorgesehen sind folgende Kapitel.

Teil 1 Ungeliebt und unbeachtet: Die Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy von 1860 bis 1888.

Teil 2 Die erste Beachtungswelle von Carl Rudolph Brommy von 1888-1918

Teil 3 Zu unscheinbar um geschichtlich hervorzutreten. 
 Die Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy von 1919-1933

Teil 4 Vom System des Dritten Reiches missbraucht.
  Die Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy von 1933-1945

Teil 5 Verfolgt und fast beseitigt
  Die Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy von 1945-1956

Teil 6 Der schwierige Umgang mit Tradition in der Bundeswehr  
  Die Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy von 1956-1974

Teil 7 Die (Wieder) Entdeckung  
  Die Erinnerungskultur um Carl Rudolph Brommy von 1974- heute



Nach der Entlassung aus dem Dienst der Reichsmarie blieb Admiral Brommy mit seiner Ehefrau zunächst in Bremerhaven wohnen. Die Umstände der Beseitigung der von ihm aufgebauten und organisierten Marine lasteten schwer auf dem Admiral, der versuchte weiterhin in eine Anstellung in Preußen oder Österreich zu gelangen. Wenig später verlegte er seinen Wohnsitz von Bremerhaven nach Brake, wo er in einem Haus unmittelbar an der Weser lebte. Allein schon der Umstand, das er um seine Rente kämpfen, ja betteln musste, traf den aufrechten und immer das letzte gebenden Menschen so hart, das er krank an Körper und Geist wurde, so das er seine angetretene Dienststelle in der österreichischen Marine schon bald niederlegen musste. Es ist kein Klagen nach außen gedrungen, seit er sich nach Lesum in ein Haus seines 

Schwiegervaters zurückzog und noch die ersten Lebensjahre seines Sohnes erleben durfte, ehe ihm der Tot von seinen seelischen und körperlichen Leiden erlöste.

War es schon lange um den ersten deutschen Admiral still gewesen wurde es nach dem Tode des ersten deutschen Admirals noch viel stiller. Die unauffällige, und nur regional beachtete Beerdigung, war bereits in der Oldenburger Zeitung vom 14.01.1860 auf der Seite 4.ein Thema als zu den Umständen und der Beerdigung von Admiral Brommy u.a. folgendes zu lesen war…

„….Es wurde als vielfach auffallend bezeichnet, daß abseiten unseres Militärs einer früher sohoch gestellten Militärperson keine Auszeichnung zu Theil wurde. Es ist wohl nie ein Admiral so einfach und geräuschlos zur Gruft gebracht wie heute.“

Das „Intelligenz-Blatt der freien Stadt Frankfurt“ vom Samstag den 18. Februar 1860 beginnt in der Sparte
: -Ueberblick der Ereignisse im Gebiet der politischen und materiellen Interesse- wie folgt…

„Frankfurt, 18. Februar. Admiral Brommy, der Befehlshaber der weiland deutschen Flotte ist gestorben und mit ihm modert die deutsche Flagge, die er einst stolz und hoffnungsreich auf dem Meer flattern ließ, im feuchten Grabe….“

Von einer öffentlichen Bekanntgabe des Todes von Carl Rudolph Brommy in Leipzig oder Anger ist nichts bekannt.

Außer einem Schiff das zum Zeitpunkt seines Todes seinen Namen trug, und ein weinig später vom Stapel gelaufenes zweites Handelsschiff, erinnerte nach seinem Tode zunächst nichts an den Admiral. Kein Platz, keine Strasse oder Büste ehrte nach seinem Tode seine außerordentliche Leistung!

Warum verschwand Carl Rudolph Brommy so schnell aus dem Gedächtnis der Menschen jener Zeit? Die Gründe sind vielfältig und vielschichtig. Vorherrschender Grund, sich nicht um den Verschiedenen zu kümmern, lag in der politischen und wirtschaftlichen Situation dieser Zeit. Es gab genügend Menschen die froh waren den unbequemen Geist los zu sein, die den Wert seiner Arbeit und seine Leistungen zu dieser Zeit nicht anerkennen wollten oder konnten.

Doch werfen wir einen genaueren Blick auf die damalige Zeit (1860 – 1888) und ihre Umstände…

Die Zeit der Marineeuphorie im Deutschen Bund (Deutsches Reich) 1948 bis 1849 hatte ja schon zu Brommys Lebzeiten rapide abgenommen, jedenfalls gegenüber seiner „Reichsflotte“. Carl Rudolph Brommy schien damals (wie heute) in seiner Heimatstadt Leipzig nie wirklich als ein (bekannter) Sohn seiner Stadt in Erscheinung getreten ist, was wiederum daran lag, das er seine „Berühmtheit“ außerhalb von Leipzig erwarb. Auch die Verantwortlichen seine Wirkungsstätten als Reichskommissars und Kommandierender der Reichsflotte, Bremerhaven und Brake, haben nach seinem Tode im Jahre 1860 keinerlei Interesse an dem Manne gezeigt. Seine Grabstätte und sein Vermächtnis blieben weitgehend unbeachtet und nur im privaten Bereich!

Aber auch die damals aus diesem Konflikt mit Dänemark emporgestiegene Marine Preußens, und ihr Oberkommandierender Prinz Adalbert von Preußen erlangte wenig Aufmerksamkeit in maritimen Dingen. Die preußische Flotte dümpelte so vor sich hin ohne erkennbares Aufbaustreben.

Erst seit Preußen an der Nordsee Fuß faste, was der erkrankte Admiral a.D. ja noch erlebte, war Preußen und seine Marine klar im Vorteil gegenüber einer Reichsmarine die verkauft werden musste, weil sie keiner bezahlen wollte. Brommy hing dieser Makel an. Zudem haftete ihm in der Folgezeit an, dem damaligen Zeitgeist entsprechend eine „revolutionäre“ Marine geführt zu haben!


Zunächst war das maritime Interesse an Preußens Vorhaben ausgerichtet, an der Nordsee einen preußischen Seestützpunkt auf oldenburgschem Gebiet bei Heppens am Jadebusen zu errichten das in seiner Anwesenheit am 23. November 1854 übernommen wurde. Im selben Jahr wurde der Prinz auch zum „Admiral der preußischen Küsten“ ernannt, ein Admiralstitel 2. Klasse, da dieser eigentlich ein ausgebildeter preußischer Artillerist war.

Ein wenig beachteter Teil der Marinegeschichte würde bestimmt einige interessanter Aspekte dieser Zeit offenlegen, wenn es gelänge das Verhältnis der beiden Persönlichkeiten, Prinz Adalbert und Carl Rudolph Bromme zueinander zu beleuchten. Prinz Adalbert muss von Brommy aber ein sehr schlechtes Bild gehabt haben, da er sich heftig[1] gegen die Übernahme von Admiral Brommy in preußische Dienste wehrte.

Die Einstellung des Preußenprinzen gegenüber Admiral Brommy in einem Beurteilungsvermerk über Offiziere der Reichsmarine vom 11. Juni 1850.:

Cadm Brommy

„Klug vermitzt und intigrant. Die Stellung ist ihm zu Kopf gestiegen, nicht dafür geschaffen…..mit der Familie des Gastwirtes Groß , der früher im Zuchthaus gesessen hat, in enger Verbindung…..Mangel an Takt… Man soll auch an der Befähigung des Admirals zweifeln. Krieg hat ihm wegen des Gefechtes von Helgoland gleich Vorwürfe gemacht.[2]

Eine weitgehend unbeachtete Aussage, die aber ein bezeichnendes Licht auf das Verhältnis dieser beiden Männer wirft. So wird später auch das Urteil des Admiral Batsch ausfallen als dieser über den „Reichsadmiral“ schreibt

„ Zu viel diplomatisches Spiel und persönliche Politik…“[3]

Bei solch einer Beurteilung war keine Zusammenarbeit denkbar. Zu hinterfragen ist, wie es zu so einer vernichtenden und ehrverletzenden Beurteilung kommen konnte, und welche Quellen der preußische Prinz zu Rate gezogen hatte, – wird wohl unerkannt bleiben müssen. So blieb die preußische Marine noch gut vierzig Jahr „zweitklassig“, was mit der Übernahme von Brommy in die preußische Marine eventuell anders verlaufen wäre.

Man darf nicht übersehen, Brommy führte eine zwar kleine und intakte Marine, was ihm zu dieser Zeit auch nicht abgesprochen wurde, aber er führte zu seiner Zeit auch die modernste und ausgewogenste Flotte der Welt! Keine Marine der damaligen Zeit konnte einen Bestand von Dampfschiffen zu Segelschiffen von 9:2 und 26 Ruderkanonenboote für den Küstenschutz vorweisen! Bloß auf diesen Tatbestand wurde und wird weder damals unter preußischer Führung, noch in der neueren Marineliteratur je darauf hingewiesen, geschweige, hervor gehoben. Im Gegenteil, der Reichsmarine 1848-1852 wurde sogar eine Fehlrüstung vorgeworfen.[4]

Die vorsichtigen Versuche in den Zeitungen oder Büchern sich mit der Marine, der preußischen Marine natürlich, zu befassen waren zunächst sehr gering. Die Literatur der Marine zwischen 1853 und dem späteren Deutschen Reich nach 1871 ist davon gekennzeichnet, die „Revolutionsmarine“ von 1848- 1853 entweder gar nicht zu erwähnen oder aber als minderwertig abzustempeln. Das betrifft die Institution „Reichsmarine“ genauso wie deren Oberkommandierenden Admiral Brommy, der zum Teil gar nicht erwähnt wird.

Die Seeinteressen waren unter König Wilhelm I., wie auch bei seinem Vorgänger, nicht besonders ausgeprägt, so dass die Gunst der Öffentlichkeit dem preußische Heer zuviel. Im Interessenkampf der Teilstreitkräfte Heer und Marine wurde die preußische Marine dahin gestellt wo sie das wortführende Heer haben wollte, in die zweite Reihe, und die maritimen Belange 1861 dem Kriegsministerium unterstellt. Ein herber Rückschlag für Prinz Adalbert.

In diesem Jahr(1861) erschien ein Buch von P. Wilken, einem ehemaligen Angehörigen der Nordseeflotte beim Verlag Karl Rümker, Hannover mit dem Titel „Bilder aus dem deutschen Flottenleben 1849“, das auch bei vielen Lesern Anklang fand. In jenem Buch, mit immerhin 273 Seiten, wird sehr detailliert der Tagesablauf sowie einzelne Geschehnisse währen des Bestehens der Flotte dargestellt. Über die Zustände der Werbung zu Beginn des Aufbau, der Tagesroutine, dem inneren Gefüge und der Stellung der Offiziere zu den Mannschaften, der Meuterei auf der Barbarossa, dem Seegefecht vor Helgoland und weiterer „Besonderheiten“, wird auch der Oberkommandierende Brommy beschrieben und dargestellt. Das Buch endet mit den Worten:

„…Das alles hätten wir von einer nationalen Kriegsflotte zu erwarten; geht sie Preußen oder Österreich, in zwei großen Divisionen, zur Verwaltung; gebt ihr aber die deutschen Farben und deutsches Geld: lasst jene beiden Großmächte immerhin den Oberbefehl führen und regt durch Tractate, – wenn´s sein muß, gar am Bund zu Frankfurt,- die maritime Stellung dieser beiden Mächte, ihr Befugnisse und Pflicht gegen das Gesammt-Vaterland, _ dann muß und wird es gehen….

Gott gebe unserer deutschen Flotte ein besseres Gedeihen, als in der Zeit, da es – zu dunkel für sie ward!“

In einer Frankfurter Buchvorstellung aus dem Jahre 1862 zu diesem Buch ist zu Beginn zu lesen:

„… daß es in jeder Volks-, jeder Schul- und Leihbücherei heimisch werden muß, um dem Volk, dem Schüler den Bürgern, allen zugänglich gemacht zu werden. Es ist ein Stück deutscher Geschichte, deutscher Glorie, die sich vor unseren Blicken entrollt.“

Und endet mit den Worten:

„…Admiral Brommy, der tüchtige Mann, ist Anfang 1860 in die Gruft gesenkt worden; sein Sarg bedeckte die schwart-.roth-goldene Flagge“.

In der „Gartenlaube“, eine Zeitschrift die das erste große erfolgreiche deutsche Massenblatt war, sie erschien ab 1853 in Leipzig, wurden alle Themen behandelt die von allgemeinem Interesse schienen, darunter auch sehr oft Erlebnisberichte. Da die Zeitschrift als gemeinsame Familienlektüre diente und auch in zahlreichen Leihbibliotheken und Cafés auslag, wurde sie von fast allen Schichten des Volkes gelesen, die Zeitweise über eine Millionen Leser hatte.

Im Jahre 1864 veröffentlicht ein ehemaliger Seejunker (Nr.4) einen sehr interessanten Bericht über seine ersten Erlebnisse an Bord eines der deutschen Kriegschiffe, die am 4. Juni vor Helgoland gegen die dänische Valkieren kämpften. Hierbei war nicht die Beschreibung des Seegefechtes das wichtigste sondern die Liegezeit in Cuxhaven danach und die „Kriegslist“ durch die der Ausbruch später gelang die wichtigsten Aussagen. Der Junker hatte nach dem Seegefecht, in Ermangelung an Platz für private Sachen in seinem Aufenthaltsbereich auf dem Schiff, private Papiere beim Einlaufen nach Cuxhaven „über Bord gehen lassen“, worunter auch eine Zeichnung des Commodore Brommy war. Diese Papiere wurden aber angeschwemmt und dem Commodore nun von einem Amtmann aus Cuxhaven übergeben. Der Junker war schnell ermittelt und musste nun zum Commodore, um die Sachlage zu klären.

Brommy wird hierin wie folgt beschrieben.

Commodore Brommy war nämlich von mittlerer Statur, hatte einen etwas starken Leib und trug über die Lippen fallend, ziemlich langen Schnurrbart. Die faltenreiche Stirn und die finsterblickenden Augenpaare schienen auf meiner Skitze ein nahes Donnerwetter zu verkünden. Außerdem hatte ich dem Hute eine der napoleonischen ähnlichen Form und dem Säbel eine etwas mehr türkische Krümmung beigegeben. Mit einem Worte, ich hatte meiner Phantasie freien Spielraum gelassen, um der Figur etwas recht Tyrannisches zu geben. Der Kommodore konnte mitunter sehr heftig sein und fürchterlich poltern, zumal wenn er Verweise gab. Davon war mir schon einmal eine Probe geworden, als ich in Bremerhaven eines Tages versäumt hatte, einen höheren Offizier zu salutieren.

Ueber den Grund meines Verfahrens hinsichtlich der Vernichtung jener Papiere befragt, machte ich dem Commodore eine kurze aber genügende Mitteilung. Seine Stirn, die vorher in ernsten Falten gelegt war, glättete sich plötzlich, und idem seine Züge jenen freundlichen Ausdruck annahmen, der ihm stehts so gut stand, sprach er lächeld zu mir, der ich nun neu belebt wieder aufathmete- „Sehen Sie, Junger Herr, diese Papiere hat soeben der Herr Amtmann- er deutete auf den Herren in der fremden Uniform „an Bord gebracht…. In der Zukunft rate ich Ihnen, um die Leute nicht wieder unnöthigerweise zu bemühen, Ihre entbehrlichen Papiere lieber zu verbrennen. …“

Die Briefe und Unterlagen erhielt der Seejunker zurück, und Brommy gab ihm sogar einen privaten Ordner zur Aufbewahrung. Die Zeichnung behielt er zurück mit der Bemerkung, sie dem Fischer abzukaufen der das Strandgut gefunden hatte und dem nun ein Lohn dafür zustand.

Es folgt die Darstellung wie die Schiffe aus Cuxhaven ausbrachen und unbeschadet in Bremerhaven ein liefen. Es ist schon fast klassisch zu nennen, das Darstellungen über die „Reichsflotte“ und Carl Rudolph Brommy, wenn es dann welche gab, nicht aus Preußen kamen!

Nach dem Tod des Admirals bleibt seine Frau Caroline noch gut zehn Jahre in Lesum wohnen, um ihren Sohn Carl Rudolph Traugott, 1852 geboren, groß zu ziehen. Auch sie musste mit viel Energie um ihre Witwenrente kämpfen, da viele Bundesstaaten ihr diese nicht zugestehen wollten.

Sie begann schon frühzeitig, ungefähr ab 1867, Kontakte zur preußischen Marine (Prinz Adalbert v. Preußen und Tirpitz(!)) aufzubauen, der schon damals an hoher Stelle im preußischen Dienstellen arbeitete, mit dem Ziel ihren Sohn, der genauso wie sein Vater starken Drang zum Meer entwickelte, dort unter zu bringen.

1869 (?) gelang es dem jungen Carl Rudolph Brommy auf ein Schiff mit Kurs Amerika zu entweichen. Als er vom Krieg gegen Frankreich erfuhr, kehrte er schnell zurück und unterstellte sich in Oldenburg dem 91 Regiment.



Durch seinen frühen Tod zu Beginn des Feldzuges erfuhr er nicht mehr, dass er am 18 Okt. 1870 die Einladung zum Eintritt als Seekadett in die Kaiserlich Preußische Marine erhalten hatte.

Nach dem Tod ihres Sohne hielt Caroline Brommy nichts an diesen Ort und sie suchte nach einem Käufer für das Haus. Christian Lahusen erwarb 1871 das Haus Schwalbenklippe in St. Magnus und die Witwe zog nach Oldenburg in die Brüdergasse Ecke Peterstrasse. Hier wohnte sie lange Jahre in der Oberwohnung des Hoftischlermeisters Heinrich Hippe. bis sie 1901 nach Berlin zog. (Wir werden den Lebendsweg der Admiralwitwe später noch einmal kreuzen.)

Das Interesse an der preußischen Marine sank nach den Kriegen 1864, 1866 und 1871 weiter ab, da diese keine besondere Rolle gespielt hatte. Das Heer regelte Dinge….

Prinz Adalbert von Preußen, „Admiral der preußischen Küste“, hatte an Glanz verloren und wurde durch wirkliche Marineoffiziere langsam aber sicher entmachtet. Die preußische Marine behielt auch nach der Reichsgründung 1871 eine untergeordnete Stellung in der militärischen Hierarchie. Zudem mussten Offiziere des Heeres zunächst die oberste Führung der Marine übernehmen, da es keine geeigneten Marineoffiziere im Rang eines wirklichen Admirals gab.

Unter Heeresgeneral von Stosch, als erster Leiter der Marine nach 1871, entwickelte sich die Marine personell und materiell zu einer für den Küstenschutz konzipierten Marine, welche die Fähigkeit zur strategischen Offensive aufwies und auch für Auslandseinsätze vorgesehen war. Sein Nachfolger Leo Graf von Caprivi dagegen richtete die Marine als reine Küstenmarine aus.

Nicht unmittelbar nach dem Krieg 1871, aber einige Zeit, später begann sich eine kleine Gruppe von Autoren, zumeist aktive oder aus dem Dienst ausgeschiedene Seeoffiziere, das Thema Marine, Marineoffiziere und ihren Dienst in der preußischen Marine in verschiedenen Publikationen anzunehmen. Diese frühen Werke der preußischen Marinedarstellung war geprägt vom Willen den Wert dieser Teilstreitkraft als wichtiges Glied der preußischen Machtentfaltung darzustellen.


                    Wilhelm I. 
(* 22. März 1797 als Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen in Berlin; † 9. März 1888 ) 
aus dem Haus Hohenzollern war seit 1858 Regent und seit 1861 König von Preußen, 
ab 1866 Präsident des Norddeutschen Bundes sowie ab 1871 erster Deutscher Kaiser.

Zu dieser Anfangszeit der intensiveren geschichtlichen Darstellung der Vorgänger der Marine Preußens wurde die Marine des Deutschen Reiches 1848-1852 unter Carl Rudolph Brommy entweder nur geflissentlich erwähnt, oder ganz übergangen. Hauptakteur dieser ersten Publikationen war Prinz Adalbert von Preußen. Carl Rudolph Brommy als erster wirklicher deutscher Admiral wurde immer nach dem Preußenprinz erwähnt und dessen Denkschrift 1848 als das Non plus Ultra dargestellt.[6]

Die Reichsmarine kam in Randbemerkungen in Erwähnung, wenn es um Schiffe und ihre Geschichte ging, wie die Übernahme der „Barbarossa“, Brommys erstes Flaggschiff und die „Eckernförde“, oder wenn es um die „unrühmliche“ Versteigerung der „Revolutionsflotte“ ging.

Die Reichsflagge „Schwarz-Rot-Gold“, vom Reichskanzler Bismarck regelrecht gehasst, wurde ebenfalls wenig behandelt.

In der Literatur (Zeitschriften, Büchern), ist von der preußischen Marine in den Jahren 1852- 1871 , trotz des Aufbau eines Stützpunktes an der Nordseeküste, wenig zu lesen. Es gab keine „Heldentaten“ der preußischen Marine zu vermelden.

In diesem Zeitraum ist die preußische Marine nur dann in den Zeitungsnachrichten zu finden, wenn es um den Bau von Schiffen oder dem Jadehafen ging. Wilhelmshaven, wie der Stützpunkt auf oldenburgischen Gebiet wenig später benannt wurde, brachte sehr viel mehr Schwierigkeiten als man vermutet hatte. Es gab Bautechnisch wie Personell enorme Probleme. Brommy hatte den Bau 1849 vehement abgelehnt, hatte er doch weder die Zeit noch die Gelder sich mit solch einem Projekt zu beschäftigen. Der Admiral wurde aber schon damals als „Kurzsichtig“ abgetan, den Stützpunkt nach Brake, und nicht Heppens zu verlegen. Ihm wurde sogar unterstellt dass er und seine Offiziere die Einsamkeit von Heppens nicht mit der Großstadt Bremerhavens und seinen Annehmlichkeiten tauschen wollte.

Die wirklichen Aufbauproblehme von Wilhelmshaven, die viel mehr Geld verschlang als veranschlagt und unzählige menschliche Opfer kostete, sind nie wirklich so gerade gerückt worden, Brommys Weitsicht zu loben, für dieses Projekt nicht eingetreten zu sein.



Eine erste umfassende Darstellung der Geschichte der preußischen Marine ist 1873 zu finden. A.v.Causatz, Königl. Preußischer Major z.D. veröffentlicht im Verlag von F. Riemschneider, Berlin das Buch: Kurze Geschichte der Deutschen Kriegsmarine, nach ihrem Ursprunge, ihrer organischen Entwicklung und ihren seitherigen Leistungen. Nach einer Einleitung über 31 Seiten(!) beginnt das erste Kapitel mit dem Titel „Das Project einer Deutschen und die Entstehung der preußischen Kriegsmarine 1848-1849“, das sich von Seite 33 bis 50 erstreckt. Die Marinebemühungen und die Gründe 1848 hierzu werden kurz dargestellt und auf Seite 37f ist zu lesen….

…Preußen war durch diese Begebnisse impulsiert (gemeint ist die dänische Blockade 1848 (WM), seinen schon vorhandenen Keim einer Kriegsmarine jetzt schnell zu entwickeln: es machte seine Anstrengungen hierzu, und der Prinz Adalbert, dem das Marineproject hauptsächlich zu verdanken war, leitete die ersten, und stellte sich die Lebensaufgabe, diese Lücke in der Machtstellung Preussens auszufüllen. …“

„…Durch das Frankfurter Marineprojekt war die Preussische Bestrebung sehr gehindert: zwei Flottenkeime in Deutschland mussten einander Abbruch thun. …“[7]

„….Da sich eine Einschmelzung des Deutschen in den Preussischen Flottenkeim nicht erreichen liess, so musste der erste unberücksichtigt bleiben,….damit es so schnell als möglich den Deutschen Küsten den nothwendigen Schutz gewähren könnte…“

Im nachfolgenden wird vorrangig die Entwicklung der preußischen Marine zum Teil detailliert dargestellt ( Personal, Ausbildung, Disziplin) und die Aufbauarbeit preußischen Marine an Personal und Schiffen aufgezählt.

Die Aufbauarbeit und Tätigkeit der Schleswig Holsteinischen Marine wird, wie die der „Frankfurter“ Marine gar nicht erwähnt, genauso das Gefecht vor Helgoland. Einzig der Gewinn der „Gefion“ wird kurz erwähn, (S. 49) mit der Endbemerkung…

“…die Fregatte Gefion gelangte in Deutschen Besitz und ging später, als bald nach der jetzigen Centralgewalt, auch die sogenannte Deutsche Flotte sich auflöste, sachgemäss an Preußen über.“

„…Die Frankfurter Parlamemntsthätigkeit hatte aber nur Geringfügiges, was erst spät hervortrat, geschaffen; die aus diesem Anlass entsprungenen maritimen Kriegsmittel standen unter der damaligen Deutschen Centralgewalt und wendete sich ausschliesslich der Nordsee zu. Hier ist nichts, was verzeichnet werden könnte geschehen; …“[8]

Carl Rudolph Brommy wird in dem Buch gar nicht erwähnt!

Jahre später (1875) wird durch A.v. Crousatz erneut ein Buch herausgebracht mit dem Titel: „Stärke und Formation des Preußischen Heeres und der Preußischen Kriegsmarine, neuzeitlich des Deutschen Heeres und der Kriegsmarine des Deutschen Reiches in den hervorragendsten Zeitpunkten ihrer Geschichte“ Neben den militärischen Belangen, die den Konflikt mit Dänemark 1848 genauso behandeln, ist im militärpolitischen Teilen auf Seite 54 über die maritimen Dinge zu lesen:

„Das von der F r a n k f u r t e r Nationalversammlung des Jahres 1848 gehegte Project einer D e u t s c h e n Marine hatte keine rechte Lebendskraft und Betriebskraft hinter sich; die das D e u t s c h e Seewesen angehenden Bestimmungen kamen aus solcher Ursache viel langsamer auf den Platz, als es zum Schutz unserer 
O s t s e e k ü s t e, in damaliger Zeitlage[9] geboten war, und Preußen erfüllte unter solchen Umständen nur eine  Pflicht der Selbsterhaltung, als es schon im Spätsommer 1848 mit selbständigen maritimen Einrichtungen vorging“

„…Wir haben diese schon im Jahr 1849 gehörigen Umstände hier erwähnt, weil sie sich auf das im Jahre 1848 Geschehene beziehen und begründen; jetzt aber stellen wir uns noch zwei Fragen:

einmal: wie verhielt sich unser wirkliches Heerwesen mit dem der Demokratie vorschwebenden Idealen[10] eines solchen?

sodann: welchen Abbruch haben die in diesem Jahre stattgehabten militärischen Verwirrungen dem Totalbilde der Tugendhaftigkeit des Heeres gethan?

....

„Die erste Frage erledigt sich aus der Vernunft und Erfahrung. Das der Demokratie vorschwebende Ideal[11] eines Heerwesens ist durch dasjenige, was sie selbst darüber sagte, anschaulich geworden, und wir wissen also das sie ein locker zusammengefügtes Heer, mit kürzerer Dienstzeit, Vieler Beurlaubung, freier Wahl der Führer, weniger Mühe und viel Vergnügen, Vereinigungs- und Petitionsrecht ec. wollte.

Die Vernunft sagt, dass ein solches Heer alle Elemente der Undisziplin und sittlichen Verwilderung in sich trage, dass es eine Uhr ohne Feder, ein Schwert ohne Schneide sein, und schließlich einmal dem Liberalismus zu dessen Waffe es ja bestimmt wäre, etwas nützen würde. „

Der preußische König war für den Autor ein Souverän der ohne Wenn und Aber alle Autorität besaß wenn er schreibt:

„…Wenn der König spricht, so hat das Heer zu schweigen, und beugt sich unter Seiner Autorität und Weisheit; das gilt im Allgemeinen und schneidet auch für den Fall jede militärische Kritik ab.“

Das unter solchen gedanklichen Voraussetzungen die Ideale von Admiral Brommy nicht getragen, geschweige denn beachtet oder hervorgehoben würden ist zu dieser Zeit nicht zu erwarten.

Im ganz bescheiden Maße wird durch Reinhold Werner in dem 1881 herausgegebenen Buch: „Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben“

Unterlagen und Befehle von Admiral Brommy erwähnt die seine Fähigkeiten nicht in Frage stellen. Zum Schluss des Kapitels, das sich mit der Nordseeflotte und ihrem Ende beschäftigt ist zu lesen:

„Admiral Brommy war es nicht vergönnt, das Morgenroth besserer Tage anbrechen und wenn auch nicht die schwartzrothgoldene, so doch die schwarzweißrothe Flagge des einigen und mächtigen deutschen Reiches auf dem Ocean sich entfalten und die Achtung der Welt erringen zu sehen. 

Er starb am 9. Januar 1860 in St. Magnus an den Ufern der Weser, wohin er sich zurückgezogen, und jene Flagge war sein Leichentuch, mit dem man ihn, seinem Wunsche gemäß, in das Grab legte. Sein einziger Sohn Rudolph fiel auf dem Felde der Ehre für König und Vaterland im Feldzuge 1870.

Auch Duckwitz, jener unermüdliche Kämpfer für Deutschlands Einheit und Geltung zur See, konnte nicht mehr das neu erstandene Reich begrüßen und wurde früher in das Jenseits berufen. Ehre ihrem Andenken!

Welch ein positiver Wandel in der Betrachtung über den „Reichsadmiral zu dieser Zeit!

Werfen wir zum Ende dieses Kapitels nochmals einen Blick nach Leipzig.

Den Anfang des Erinnerns in Leipzig machte Kommerzienrat Wagner[12], ein Neffe des Admirals, 1885[13], als er anlässlich des 25. Sterbensjahr des Admiral in Leipzig veranlassen konnte, eine Straße nach Brommy zu benennen[14]. (Siehe Brommy-Straße)

Das Andenken an diesen Sohn der Stadt , hatte diesen ganz kleine Anfang und sollte, betrachten wir die weitere Geschichte bis in die heutige Zeit, nie hoch hinausgehen. Es manifestierte sich einzig und allein in einen Gedenkstein am Geburtshaus des späteren ersten deutschen Admirals, und der inzwischen nicht mehr existierenden „Brommy-Straße, die zu Beginn der Herrschaft der DDR umbenannt wurde. Heute gibt es wieder einen kleinen „Brommy Weg“. Aber das alles ist eine „neuere“ Geschichte und wird noch behandelt.


________________________________________
[1]Jörg Duppler - Der Junior-Partner S. 34.
[2]Bundesarchiv- Militärarchiv Freiburg im Breisgau RM 1/v.26.
[3]Jörg Duppler - Der Junior-Partner S. 43 Anmerkung zu Fußnote 87 von Seite 34.
[4]Wolfgang Petter: Programierter Untergang. Die Fehlrüstung der deutschen Flotte von 1848. Verlagsanstalt Stuttgart 1982.
[5]Schifffahrtsmuseum Brake (Internett).
[6]Eine Gegebenheit die sich bis in die heutige Zeit zu verfolgen lässt und die die Umstände zur Schaffung dieser Denkschrift, die ohne 
    weiteres weitreichend war, falsch widerspiegelt.
[7]Unterstreichung durch den Autor
[8]Unterstreichung durch den Autor.
[9]Der zwischen D ä n e m a r k und D e u t s c h l a n d 1848 ausgebrochene Krieg, in P r e u ß e n als Vorfechter D e u t s c h l a n d s 
    auftrat, gab die P r e u ß i s c h e n und P o m e r s c h e n Ostseeküste, wenn sie durch keine diesseitige Marine geschützt wurden,
    überall den Angriffen der sehr ansehnlichen und tüchtigen Kriegsmarine D ä n e m a r k s preis.
[10]Unterstreichung durch den Autor.
[11]Unterstreichung durch den Autor.
[12]Siehe das Kapitel Genologie
[13]Eine andere Quelle (1?)sagt 1885!
[14]Siehe das Kapitel Straßen und Plätze.




Die erste Beachtungswelle von Carl Rudolph Bromme 1888-1918


Von Wolfgang Meironke

Vorwort zum 2. Teil.

Das Gedenken über Carl Rudolph Brommy nach seinem Tode 1860 war von „Nichtbeachtung“ geprägt. Die vergangene Reichsmarine hatte, durch die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse keinen Platz mehr in der Gedankenwelt des Volkes. Nur wenige Menschen, die in unmittelbarem Umfeld der Marine in Frankfurt und in Bremerhaven und Brake lebten, versuchten das Gedenken an die Marine und ihrem Admiral wach und lebendig zu halten.

Der Tot ihres Ehemannes und der frühe Tot des einzigen Kindes ließen die Ehefrau des Admiral nicht unberührt, und so suchte sie, recht unauffällig, das Gedenken an ihren Ehemann, Vater und Admiral immer hoch zu halten. Unter anderem schenkte sie persönliche Exponate aus dem Leben des Admirals an wichtige Persönlichkeiten des regionalen Umfeldes oder hohen militärischen Würdenträgern. So gelangte ein Modellschiff der „Barbarossa“, zum Abschied der Offiziere 1852 dem Admiral übergeben, in das Bremer Rathaus, und sein Fernrohr fand den Weg nach Österreich.[1] So wird es die Admiralwitwe mit Freude und Genugtuung gesehen haben, dass mit Kaiser Wilhelm II die Marine vor der Jahrhundertwende an Wert gewann, und das Gedenken an ihren Ehemann einen ungeahnten Aufschwung nahm und vom deutschen Kaiser persönlich gewertschätzt wurde.

Doch betrachten wir die verschiedenen Ebenen die dazu führten das Ansehen des sächsischen Marineoffiziers im Deutschen Reich zu ungeahnter Beachtung, Ansehen und Wertschätzung bringen sollte, genauer an.

     
 Kaiser Wilhelm II mit Frau und seinen Kindern, 
wie zu dieser Zeit modern, mit Matrosenuniform

Wilhelm II., der 1888 deutscher Kaiser wurde, besaß ein ausgesprochenes Marineinteresse weil er die These “Seemacht bedeutet Weltmacht” als erklärtes Ziel seiner Politik ansah. Er wollte eine starke Flotte erschaffen die, im Verbund mit Großbritannien, Deutschlands Seegeltung stärken sollte. Neue Ziele für einen Staat der bis zu dieser Zeit eine ausgewiesen Landmacht war. Nicht unwesentlich wurde diese Marinebegeisterung auch durch Marinepublikationen gefördert, die zu dieser Zeit in Marine- und Seefahrtskreisen und beim „belesenen“ Volk sehr beliebt waren.

Da sich die Fachzeitschriften der Marine und auch die Tagespresse aber neutraler und nicht mehr so negativ über die Vorgängermarinen der Preußen berichteten, kam auch die Geschichte der Bundes- bzw. Reichsflotte 1848 bis 1852 in den Publikationen nach dem Dreikaiserjahr, ein neues, besseres Licht.

Neben dem politischen Eintreten für die preußische Marine trat der Kaiser auch öffentlich in Marineuniform aus und ließ seine Kinder ebenfalls in eine maritime Kleidung erscheinen. Ein großer Beitrag des Kaisers für „Seine“ Marine, die dadurch „Hoffähig“ wurde und stark an Ansehen gewann. Der Erfolg war der, das die Mode in weiten Kreisen des deutschen Volkes davon bestimmt wurde und es „schick war“ seine Kinder so zu kleiden.

Wilhelm II. und Tirpitz, beide Bewunderer des amerikanischen Navalismus – Theoretikers Alfred Thayer Mahan, benötigten eine weitere Leitfigur für eine neue Marine. Eine Marine, die den Reichsgedanken beinhalten und nicht nur eine Fortsetzung der preußischen Marine sein sollte.[2]

Die Anfänge, wann das Erbe von Carl Rudolph Brommy konkret Beachtung findet ist nur schwer zu ermitteln und wird auch nicht beschrieben, sie begann schleichend und scheinbar zufällig. Seit wann, neben der militärischen Führung bei der Suche nach Vorbildern für die preußische Marine, auch der Deutsche Kaiser seinem Blick auf Carl Rudolph Brommy geworfen hat, ist auch nicht klar zu erkennen. In einigen privaten und amtlichen Abhandlungen kommt der erste deutsche Admiral, als das wurde er für die preußische Marine benötigt, immer besser ins Rampenlicht und gewinnt an Popularität.

Denn was der Kaiser nicht ändern konnte war die geringe Anzahl an erfahrenen Marinepersönlichkeiten die zur Tradition dieser, verhältnismäßig jungen, preußischen Waffengattung hätten herangezogen werden können. Seit Beginn des Jahrhunderts hatten ausschließlich ausländische Marineoffiziere die preußischen Marineeinrichtungen geleitet. Was hatte der junge Kaiser in Marineoffiziere die Charakter und Erfahrung vorweisen konnten?

Prinz Adalbert, als gelernter preußischer Artillerist und Reiter, war das Los zugesprochen, aus Liebhaberei, die sich langsam herausbildenden maritimen preußischen Anfänge begleiten und formen zu dürfen. Aber als herausragender Führer der Marine hatte er sich nicht in Szene setzen können.

Die erste große Bewährungsprobe im Jahre 1848-1849 bescherte dem Preußenprinz zwar Beachtung im Bereich des vorsichtigen Aufbaus der Marine, ohne ihn als ausgesprochenen Fachmann wirklich zu bestätigen. Die viel zitierte Denkschrift des Jahres 1848 ist wohl in Masse von Kapitän Schröder für das Ministerium erstellt worden, das diese wohl schon im Jahr zuvor[3] in Auftrag gegeben hatte. Es war einfach eine Fügung, das diese Denkschrift, die ursprünglich eine rein „preußische“ war, gerade zu einer Zeit gefertigt wurde, in der nach einer „Teutschen Marine“, (den ganz teutsch müsse sie sein)[4], gerufen wurde.

Die Tätigkeit als Leiter der Marinekommission der Provisorischen Zentralgewalt (Ende 1848, Anfang 1849) erhielt Prinz Adalbert, weil die Provisorische Zentralgewalt in Frankfurt, Preußen und Österreich einbinden musste, um überhaupt politisch handlungsfähig zu werden. Bei erst bester Gelegenheit wurde Prinz Adalbert von Preußen von seinem König wieder zurückbeordert da der Waffenstillstand beendet war und Preußen seinen Oberbefehlshaber vor Ort haben wollte, was verständlich war. Das gleich machte Österreich mit seinen Marineoffizieren! Sie sollte Preußen bzw. Österreich und nicht Deutschland dienen, und ihre Marinen für den Waffengang gegen Dänemark leiten und organisieren.

Prinz Adalbert trat dem Feind auf See weder 1848/49, 1866 noch 1871 entgegen um dann, wie zum Hohn für „Seine“ Marine, 1848 an Land am Krieg gegen Schleswig Holstein teilzunehmen! Dasselbe tat er auch im Feldzug 1866 im Hauptquartier der 2. Armee und 1870-71 noch einmal bei mehreren Landschlachten und im Großen Hauptquartier zu Versailles, ohne eines seiner Schiffe bei diesen Konflikt betreten zu haben!

Betrachtete man im Gegenzug zum die Leistung des damaligen Kapitän zur See Carl Rudolph Brommy, der 1849, praktisch aus dem Nichts heraus und innerhalb kürzester Zeit die gesamte Infrastruktur eine gut organisierten Flotte von Kampfschiffen aufbaute und sein kleines Geschwader persönlich gegen den Feind führte, waren da Leistungsunterschiede gegenüber dem Preußenprinz klar zu erkennen. Bloß Pech für Preußen dass Brommy zu dieser Zeit auf der „Falschen Seite“ der Politik stand und quasi ein Intimfeind des Prinzen von Preußen geworden war, da er der reaktionären, revolutionären Seite unter den Farben Schwarz Rot Gold zugeordnet wurde.

Prinz Adalbert brachte Brommy, im Rahmen einer Beurteilung des Personals der Nordseeflotte, sogar im Umgang mit „Zuchthäuslern“ in Verbindung! 5

Die Möglichkeit, diese Kompetenz von Brommy 1853 für Preußen zu nutzen, ließ die Eitelkeit der preußischen Führungsspitze (Prinz Adalbert und Kommodore Schröder) also nicht zu. Ein weiterer wichtiger Grund der eine nicht unwesentliche Rolle gespielte haben dürfte, wird der sein, das Brommy als „Demokrat“ für seine Überzeugung und für die Flagge „Schwarz Rot Gold“ gestanden hatte, und sich preußischem Druck widersetzt hatte und das gleich mehrere male! Preußen scheute diese demokratische Ideen und hatte Angst vor „Demokraten“ und der Verbreitung ihrer Ideen! Einer dieser Fürsprecher, „Demokraten“ und die Farben „Schwarz Rot Gold“ bald vernichtet zu sehen, war Bismarck.


Im Nachbarland Österreich hatte Carl Rudolph Brommy eine ganz andere Stellung erreicht, obschon er dort nur kurz Dienst geleistet hatte. Hier hatte sein wissenschaftlich – praktisches Buch „Die Marine“ einen großen Erfolg erreicht. Weitgehend unbehandelt sind die Umstände die zur Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Admiral und Heinrich von Littrow bestanden. Fest steht nur, dass das Buch „Die Marine“ bis zum Ende des Jahrhunderts das Standard-Lehrbuch für die Ausbildung in der österreichische Marine verwendet wurde, da dann die Dampfschifffahrt die Segelschiffe ersetzten und die stark Segelschiff orientierte Darstellungen in Brommys Beschreibungen, nicht mehr „Zeitgemäß“ waren und durch die „Technik“ überholt wurden. Brommys Lehrbuch  war in Österreich somit über 35 Jahre führende Marineliteratur für die Ausbildung gewesen.


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5 Bundesarchiv Freiburg. Petter, Der Juniorparrtner 


Als der junge deutsche Kaiser Wilhelm II sich entschloss der Marine ein größeren militärisches Stellung zu verleihen, die Handelsflotte des Deutschen Reiches hatte schon ein gehöriges Gewicht in Europa und der Welt erreicht, begann sich auch das Bild der Bundes/Reichsflotte aus dem Jahre 1848 und dessen Kommandant, Carl Rudolph Brommy bereits zu Wandeln. Die Veröffentlichungen um maritime Ereignisse begannen ihren „Siegeszug“ und drängten die des Heeres etwas zur Seite.

Die Marineliteratur wurde in den gehobenen und interessierten Kreisen des Kaiserreiches wohl gelesen. Gerade der Deutsche Marineverein und viele kleinere Gruppierungen, Reservistenvereinigungen und auch der Bereich der Kolonialbegeisterten sahen dem Aufschwung der Marine mit Begeisterung entgegen. Als eines der ersten militärpolitischen Zeitschriften trat die „Marine Rundschau“ eine „Monatszeitschrift für Seewesen“ in Erscheinung die eine breite Leserschaft erreichte.6

Einer der ersten, der die Lebensleistung des ersten deutschen Admiral in das öffentliche Licht zu rücken scheint, ist  der Hannoversche Archivar Dr. Georg Irmer 7, als er im Deutschen Wochenblatt am 28.Mai 1891 erstmals eine Abhandlung über den Leipziger Admiral herausbrachte, mit der Mahnung, den ersten deutschen Reichsadmiral ein Denkmal zu setzen. Georg Irmer 8 brachte in diesem Artikel, neben der positiven Betrachtung von Carl Rudolph Brommy als wichtiges Element der Richtigstellung der außerordentlichen


Ohne: Der erste deutsche Reichsadmiral In: Volksbote Gemeinnütziger Volkskalender auf d. Jahr 1893 …Verlag Schulze, Oldenburg
 Bd. 56/1893 S. 32-37.
Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band II, S. 106, IRMER Georg, Dr. phil., geb. 3. Nov. 1853 in Dessau, 1878 Hilfsarbeiter
am Geh. Staatsarchiv in Berlin, später Archivar in Hannover, 1892 in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes berufen, 1893
Landeshauptmann der Marshallinseln, 1898 Leg.-Rat im AAKA., 1899 Wirkl. Leg.-Rat und vortragender Rat, 1897/1900 Mitarbeiter an den Verhandlungen betr. die Erwerbung der Karolinen und Samoas, Generalkonsul 1900 in Genua, 1907 in Sydney, wohnt seit 1911 in Berlin

Lebensleistung des Admiral für das „Deutsche Reich“ und den Missstand zu Tage, das dass Grab in Hammelwarden ohne Beachtung und ohne Grabstein ist. 

Ein Umstand den einige Menschen ebenfalls zu ändern gedachten aber bis zu dieser Zeit weder Mittel noch Möglichkeiten hatten dieses zu korrigieren. Schon wenige Zeit nach dieser Erinnerung begann sich, auf verschiedenen Ebenen, Menschen mit Brommy zu befassen, so dass schon bald auch Gelder gesammelt wurden, um auf der Grabstätte des „ersten Deutschen Admirals“ ein würdiges Denkmal zu errichten.

Stärkste treibende Kraft sollte hierbei der 1891 gegründete „Allgemeine Deutsche Verband“ werden, 1894 in „Alldeutscher Verband“ umbenannt werden. Durch diesen Verband wurden die Marineinteressen des Deutschen Reiches  in die Hand nehmen. In verschiedenen Publikationen wurde die Leistung von Brommy seit 1891 positiver dargestellt und „gerade gerückt“, so dass seine Popularität immer mehr anstieg 9.

Seit 1891 werden durch den Alldeutschen Verband und der Deutschen Kolonialgesellschaft durch Spendenaufrufe, Veranstaltungen, Erlöse von Vorträgen und vieles mehr, Geld für einen würdigen Grabstein auf Brommys Grabmahl gesammelt. Viele machen sich Gedanken wie dieses Grabmahl aussehen soll, wie ein würdiges Andenken für den ersten Deutschen Admiral geschaffen werden kann.

Einem Autor der einen herausragenden Anteil an der positiveren Darstellung der 48ziger Marine und Admiral Brommy zukommt ist der Admiralitätsrat Koch, der seit 1890 in der Marinerundschau mehrere Abhandlungen über die Marine, die Umstände und die Leistung von Carl Rudolph Brommy schreibt. In  weiteren Veröffentlichungen der angesehenen Marinerundschau wurde die Leistung der 48iger Marine dargestellt, insbesondere aber die außerordentliche Lebensleistung des damaligen Oberkommandierenden und Seezeugmeisters besonders hervorgehoben. Hierbei war das Seegefecht vor Helgoland 1849 genauso ein Thema in der Literatur wie auch die organisatorische Leistung und die Umstände der Vernichtung der Flotte von hervorragender Bertachtung und Würdigung Carl Rudolph Brommy gegenüber.


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9 Die zu dieser Zeit allgemein Namenskennzeichnung des ersten Deutschen Admiral mit „Karl Rudolf Bromme, genannt Brommy“ wird wohl eines der wichtigsten Grundlagen dieser Namensdarstellung gewesen sein, die sich bis in die heutige Zeit derart festgesetzt hat, das sie scheinbar unauslöschlich zu sein scheint!






Das Ergebnis dieser Sympathiewelle war die geplante Errichtung eines Grabmales in Hammelwarden, die erste sichtbare Aktion, nachdem durch die Veröffentlichung in den „Alldeutschen Blättern“ im ganzen Reich zu Spenden aufgerufen worden war und ein enormer Schub an Popularität für den bislang geschmähten Sachsen verzeichnet wurde 10.

Nachdem die nötigen Gelder für einen Grabstein gesammelt worden sind gehen die nächsten Schritte gut voran. Den Auftrag zur Schaffung des Grabmales erhält der junge Hannoversche Bildhauer Roland Engelbert. ( 1868  1951) Er Konzipiert den großen Findling und moduliert das Medaillon auf dem Denkmal 11.





30 Jahre nach dem Tode des Amirals, beginnen die konkreten Pläne zur Schaffung eines würdigen Denkmales an seiner Grabstätte in Hammelwarden, das zu diesem Zeitpunkt immer noch von einem einfachen kleinen Findling bedeckt wurde.

Die Organisation der Feierlichkeiten zur Enthüllung des Denkmals wird durch den ADV mit Sitz in Berlin vom Vorsitzenden  Prof. Dr. Hasse, der Deutschen Kolonialgesellschaft, deren Abteilung Hannover Stellvertretender Vors, Justizrat Dr. Bojunga / Prof. Schäfer und dem Ortsausschuss der Stadt Brake, Konsul Kunst, Hafenmeister Zebelius, Pastor Bultmann (Hammelwarden) getragen.


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10 Die zu dieser Zeit allgemein Namenskennzeichnung des ersten Deutschen Admiral mit „Karl Rudolf Bromme, genannt Brommy“ wird wohl eines der wichtigsten Grundlagen dieser Namensdarstellung gewesen sein, die sich bis in die heutige Zeit derart festgesetzt hat, das sie scheinbar unauslöschlich zu sein scheint!
11 Irriger Weise wird neuerdings in Wikipedia verbreitet, das dieses Medaillon 1904 an den Grabstein angebracht wurde. Das ist falsch wie Bilder 1897 klar beweisen das dieses Medaillon schon angebracht war.



Die Einladungen zur Gedenkfeier werden an alle Honoratioren im Gebiet von Oldenburg und dem Gebiert der Oberweser, nach Berlin und auch nach Leipzig versandt.

In dieser Einladung wird zunächst ein kurzer Lebenslauf von Carl Rudolph Brommy vorangestellt um die Notwendigkeit des Grabmales zu belegen. Danach wird in der „Festordnung“ der Ablauf der Feierlichkeiten, die auf den Mittwoch den 22. September 1897(!) festgelegt worden waren,  beschrieben.

Der Gedenkspruch wird vom dem in Norddeutschland sehr bekannten Marschendichter Hermann Ludwig Allmers 81821-1902) verfasst.

Hermann Allmers war ein überzeugter „48iger“.der auch zur Marine eine große Sympathie hegte, was auch die Person von Carl Rudolph Brommy stark einschloss. Als „Marschendichter“ schrieb er vor allem über die Kultur und die Landschaft seiner nordwestdeutschen Heimat. 1882 gründete er den Heimatbund der „Männer vom Morgenstern“, Vorgänger des Morgenstern-Museum. Allmers, der die Geschehnisse um die Reichsflotte und ihrem Kommandeur mit sehr großer Aufmerksamkeit verfolgt hatte, dem vor allen Dingen die Nichtbeachtung des Ableben des Admirals im Herzen weh getan hatte, wollte schon lange ein Denkmal unterstützen und hatte den Gedenkspruch schon einige Zeit vor der Errichtung verfasst.

Karl Rudolf Brommy ruht in diesem Grabe
Der ersten deutschen Flotte Admiral
Gedenkt des Wackren und gedenkt der Tage
An schöner Hoffnung reich und bittrer Täuschung.


Er fügte, nachdem das Projekt tatsächlich zustande kam den letzten Satz noch hinzu.

Und - welche Wendung dann durch Gottes Fügung. 12

Spätestens seit die Vorbereitungen und Einladungen zur Einweihungsfeier in den Marinezeitschriften des gesamten deutschen Reiches Kund getan wurde, nahmen der Deutsche Kaiser, und „Seine“ Marine nun verstärkt den Sachsen Carl Rudolph Brommy wahr?

Das Interesse an Brommy durch die preußische Marine und Ihrem Kaiser war vorwiegend dem Umstand geschuldet, das Brommy der erste Admiral einer „Reichs“-Flotte gewesen war. Der Kaiser eines Reiches besann sich auf den ersten Admiral einer „Reichsflotte“ der auch in der Öffentlichkeit einen immer größere Popularität erreichte, die er nun zu nutzen gedachte.

Die Möglichkeit hier etwas gerade zu biegen, was vor Jahren durch Uneinsichtigkeit hätte besser für die preußische Marine laufen können, wenn Brommy die Möglichkeit erhalten hätte seinen Kenntnisse und Erfahrungen für die preußische Marine hätte einbringen können, könnte gestellt worden sein.

Auch die Patriotische Einstellung der Familie Brommy, trotz der Kränkungen zum Ende seiner Dienstzeit, nach dem Tot des Admiral, den einzigen Sohn in die preußische Marine eintreten zu sehen, wie es die Frau Admiral, und ihr Sohn gewünscht hatten, mögen eine wichtige Rolle gespielt haben. 
Der Kaiser bemühte sich persönlich um die alte Dame so dass er ihr persönliches Umfeld in Oldenburg und Berlin kannte. Der einzige Sohn des Admiral als Kriegsfreiwilliger seinen Dienst in der preußischen Marine nicht antreten konnte, weil er vor Metz an Typus gestorben war, ist ebenso eine tragische Geschichte die für die patriotische Haltung im Hause Brommy herrschte und anerkannt wurde. Der deutsche Kaiser jedenfalls beobachtete die Angelegenheit mit wachem Interesse.
Die geplanten  Feierlichkeiten zur Einweihung der Grabstätte in Hammelwarden am 22. September 1897, für die Stadt Leipzig sollte Herr Prof. Hasse teilnehmen, wurden genutzt um auch in seiner Geburtsstadt Leipzig eine Feier zu organisieren, die am 12. September 1897 stattfand 13.


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12 Fettgeschrieben durch den Autor
13 Nach Aussage Herr Uhlrich, Leipzig, war die Gedenkfeier in Leipzig am 12. Sept. 1897.


Organisiert und getragen wurde diese Veranstaltung in Leipzig  von dem Königlich-Sächsischen Militärverein „Kaiserliche Marine“ vor dem Geburtshaus des Admirals.
Am Vormittag zogen die Mitglieder und Gäste des Vereins, voran er Vorsitzenden, Herr Bille, Marinepfarrer a.D. Wangemann-Gautsch und Kommerzienrat Wagner, ein Neffe des Admirals der auch die Gedenktafel gestiftet hatte, zum Geburtshaus um dort im feierlichen Rahmen eine Gedenktafel, die bereits  am Haus befestigt war, zu enthüllen. Der Vorsitzenden Bille und Marinepfarrer a.D. Wangemann-Gautsch führte die Anwesenden durch das
bewegte Leben und tragische Ende von Carl Rudolph Brommy, nicht ohne den Hinweis das Brommys Ideen nun vom vereinten Reich und einer deutschen Marine die Früchte tragen würden, die er sich zu Lebzeiten gewünscht hätte.

Anschließend wurde ein Lorbeerkranz, der mit den Schleifenfarben des Kaiserreiches Schwarz-Weiß-Rot, den Farben Grün-Weiß und deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold  umschlungene war, niedergelegt. Die Tafel aus Messing hatte der Kommerzienrat Wagner gestiftet. Die Feier vor dem Geburtshaus des späteren ersten deutschen Admirals klang mit dem Vortrag des „Flaggenliedes“ und der ersten Strophe des „Deutschlandliedes“ aus.

Laut der Einladung die nach Leipzig verschickt wurde, war in Hammelwarden und Brake folgender Festablauf geplant.

Mittags 1 ½ Uhr sollten, nach dem Eintreffen der Züge aus Oldenburg, Bremen und Nordenham, der gemeinsame Auszug von der Braker Kaje zum Hammelwardener Kirchhof beginnen. Nach ca. 30 Minuten Fußweg sollte auf Höhe der Hoddersen Linde der Festzug in der geplanten Reihenfolge geschehen, da hier schon Abordnungen und Gäste aus dem Umland Aufstellung genommen hatten.

Nach dem Eintreffen auf dem Friedhof sollte zunächst eine Begrüßungsrede vom Leitenden Organisator in Brake, Konsul Kunst, die Feierlichkeiten eröffnen. Die Festrede sollte Dr. Lehr, Vorsitzende des Altdeutschen Verbandes halten, dem dann die Enthüllung des Grabmales folgen sollte. Zum Ausklang der Feierlichkeiten in Hammelwarden sollte gemeinsam mit allen Besuchern die 1. Strophe des „Deutschlandliedes“ gesungen werden. Um 4 Uhr Nachmittags war in Brake ein Festessen in verschiedenen Lokalen vorgesehen, Das „trockene Gedeck“ zu 3 Mark.

Die unmittelbaren Vorbereitungen standen unter keinem guten Stern, betrachten man das Wetter, das sehr stürmisch und regnerisch war. Ungeachtet der Wetteraussichten hatte Brake am 22. September 1897 einen reichen Fahnenschmuck angelegt, als, seit dem frühen Morgenstunden, die ersten Gäste in Brake von nah und fern eintrafen.

Der Tag der Einweihung  hat keinen Bezug auf das Leben des Admirals, dieser wurde am 10. September 1804 geboren, wohl aber in und für Preußen, das zu dieser Zeit die Siege des Feldzuges von 1870 feierte.

Das Wetter hatte sich am Einweihungstag aber beruhigt, der Sturm sich verzogen und es schien ab und an sogar die Sonne als der Zug sich von Brake aus in Bewegung setzte. An deren Spitze Konsul Kunst, Hafenmeister Zebelius und Pastor Baltmann. Ihnen folgten zwei Wagen mit zum Teil sehr wertvollen Kränzen der Festgemeinde. Nachdem der Zug von Brake aus nach Hammelwarden immer länger wurde, ordnete er sich der Ehrenzug vor der Hoddersen Linde, sie war mit Eichen und Tannengrün geschmückt neu, da hier die Abordnungen aus den südlichen Landesteilen Aufstellung genommen hatten. Von Hier aus ging es wenig später zum Friedhof Hammelwarden weiter.

Vor dem verhüllten Grabmahl war das Rednerpult aufgestellt, und auf der Ehrentribüne hatten bereits die hoch betagte Witwe Brommy und mehrere Damen und Ehrengäste Platz genommen.

Die Presse ihrerseits nimmt dieses Ereignis mit weitaus größerem Interesse als die tatsächliche Beerdigung des Admirals vor 37 Jahren auf. Trotzdem: Obwohl in einigen Berichten zu lesen, der Deutsche Kaiser weilte nicht zur Einweihungsfeier in Brake!
Er hatte aber per Telegramm eine Grußadresse an das Festkomitee gesandt!

Ein Jahr später ist Brake wieder der Schauplatz einer Feierlichkeit um Carl Rudolph Brommy die vom neu gegründeten Marineverein
„Admiral Brommy 1889“ e.V. Brake / Unterweser, am 27.2.1898 gegründet, durchgeführt wird. Am 18. Juli 1898, wird im festlichen Rahmen die Einbettung einer Schriften-Trommel in eine Fundamentaussparung des Grabmales von Carl Rudolph Brommy. Vorgenommen. Wieder ist es kein Gedenktag der in unmittelbarem Zusammenhang mir dem ersten deutschen Admiral steht.  Es ist der 28. Jahrestag der französischen Kriegserklärung vom 18. Juli 1870. (!)

In der Trommel, gut konserviert, sind wichtige Erinnerungsstücke 14  aus der Lebenszeit des Admirals enthalten, bis zur Feierlichkeit des Grabmahles 1887.

Was hat sich bis zur Jahrtausendwende getan, was das Ansehen von Carl Rudolph Brommy gefördert, bzw., ihm geschadet hatte. Seine Popularität hatte, nach der Einweihung des Grabmahles in Hammelwarden bei Brake einen beachtlichen Stellenwert erreicht.

Es gibt eine Brommy-Strasse in Leipzig, eine Erinnerungstafel am Geburtshaus des Admirals in Anger, beides von Kommerzienrat Wagner organisiert, Es hat sich die Marinekameradschaft „Admiral Brommy“ in Brake gebildet und es gibt drei Gedichte über Brommy Lebendsleistung und seinem tragischen Tot zu verzeichnen.


Robert Hamerling 15.
Geb. als Rupert Hamerling 
24.3.1830 in Kirchberg am Walde.
Gest. 13.7.1889 in Graz im Alter von 59 Jahren
Sohn eines Mittellosen Webers 1840 mit Unterstützung von Gönnern Besuch des Gymnasium Zwettl. 1848 Anschluss an die Revolution , Beginn des Studium in Wien (Klas. Philologie, Philosophie, Geschichte, Medizin).
1852 Aushilfslehrer für klassische Sprachen in Wien. 1855-1866 Gymnasiallehrer in Triest.
1866 wegen Magenleisen pensioniert und lebt weiter in Graz. Ab 1866 fruchtbarste literarische Schaffensphase
Gest. 13.7.1889 in Graz im Alter von 59 Jahren.




14 Beilage zum „Weserbooten Nr. 84 1898 Brake Dienstag den 19.Juli
15 Hamerling gehörte zu seiner Zeit zu den meistgelesenen Autoren
16 Wikipedia



Ein deutscher Admiral

Ein Häuschen steht im Norden
An deutschen Meeres Borden,
Einsam im Abendstrahl.
Die Woge seufzt und Schwillt gelind,
Am Fenster rüttelt das der Wind,
Das blinkt so trüb, so fahl!
Das Glas zerklirrt in Scherben;
Im Häuslein liegt im Sterben
Ein deutscher Admiral.
 
Wo blieb nur seine Flotte?
Die ward zum Kinderspotte,
Versplittert ohne Scham.
Er aber nahm die Flagge noch
Vom Führerschiff, das stolz und hoch
Auf deutschen Wogen schwamm;
Und nah dem Flutgebrause,
Lebt er in Uferhause:
Da brach sein Herz der Gram.
 
O führt mich an den Strand hinaus,
Will sterben bei des Meers Gebraus,
Das Seemanns Tod versüßt!
Wie flüstert um die Düne
Die Flut, die dunkelgrüne
Vom letzten Strahl geküsst!
O vielgeliebte Wogen
Wo meine Wimpel flogen,
Seid mir zum letzten Mal gegrüßt.
 
Und meine Flagge bringt mir auch,
und lasst sie wehn im Abendhauch,
Umkränzt vom Siegeskranz,
Mit dem wir sie geschmückt so sehr,
Wo breit die Weser geht ins Meer:
O Banner, zeig im Glanz
Noch einmal mir die Farben,
Die, ach so bald erstarben,
Zum Schmach des deutschen Vaterlandes.
 
Was singst du mir so leise
Für eine trübe Weise,
Mein heil`ges Schwarz-Rot-Gold?
Hei, wie nun die geraubte Pracht
Der jungen deutschen Meeresmacht
Die Nordseewoge groll!
Fern bis zur Dänenküste
Die Pupurwelle zürnend rollt!
 
Komm, folg mir in den Totenschrein,
Du teure Flagge, tief hinein:
Dein Volk vermisst dich kaum!
O ruhten wir am Meeresgrund,
Fortträumend unterm Wasserschlund,
Der deutschen Größten Traum!
Wohl lieblich klingt es nieder,
Singt Auferstehungslieder
Einst über und der Wogen Schaum.
 
Du wirst mit mir nicht modern.
Bis einst die Brände lodern
Des neuen Morgenstrahls!
Wenn dann Allendeutschland, neubelebt,
Als Phönix aus der Asche schwebt
Das letzten bunten Pfahls,
Dann holt`s mit Reueschmerzen
Sein Banner sich vom Herzen
Des toten Admirals.
 
Dann kommst du neu zu Ehren,
Und blühst ob allen Meeren,
Holdflattern immerzu!
O Wonne, lernt auch
d e u t s c h e s Blut
Fürs Vaterland die heil`ge Glut!
Dann kommt mein Geist zur Ruh,
Die jetzt mein treues Herze brach,
O tilg sie bald, die dunkle Schmach,
Mein heil`ges Deutschland du!
 
Die Winde sanfter fächeln,
Es schmilzt in mildes Lächeln
Des Helden tiefes Weh.
Die Sonne leuchtend untergeht,
Die Flagge um die Bleichen weht
Wie eine Siegestrophäe:
Sein Herz hört auf zu pochen,
Sein Auge starrt gebrochen
Noch auf die deutsche See 17


17 Quelle: Stezenbach Gustav „Admiral Brommy und die erste deutsche Flotte“ In: Der Weltkrieg (Nr.) 69




 
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wird
durch den Dichter Heinrich Vierordt
das tragische Leben und der Tod des
ersten deutschen Admiral in einem
Gedicht gedacht. 18

Heinrich Vierordt 19
Dichter und Schriftsteller
Geb. 1.10.1855 in Karlsruhe
Gest. 17.Juni 1945 in Hornberg






Admiral Brommys Tod

Setz mir kein Kreuz im Ufersand,
Senkt mich ins Meer vom Klippenrand,
Ein feuchtes Grab ist mein Begehr
Im tiefen, grünen, deutschen Meer.
 
Dort in die Flagge hüllt mich ein,
Das Banner soll mein Grabtuch sein,
Als dies am hohen Maste flog,
Schlug es in Flucht den Danneborg.
 
Die Frauen Brakes weihten mir
Dies schwarzrothgoldene Panier,
Als ankernd vor der Stadt ich lag –
Ei war ein goldner Maientag.
 
Und alle Herzen jauchzten laut
Da sie das Zeichen stolz geschaut,
Sich fassend vor Entzücken kaum;
Wie bald zerfloss der Seemannstraum.
 
Noch war sie nicht erfüllt die Zeit,
Die Flagge doch blieb unentweiht:
Vor Freude hebt mir Brust und Hand
Denk ich des Tags von Helgoland.

Versenkt ins Meer dein Morgenstrahl
Mich, Deutschlands ersten Admiral
Umblitzt von Sprühn des Wogenschaums
Als Leichnahm altes Flottentraum.
 
Es steig, es fällt im Wellenschein
Wie sehnsuchts athmend mein Gebein;
So lang die Nordsee wandernd schwillt
Bleibt auch die Sehnsucht ungestillt.
 
Doch kommen, kommen wird die Zeit
Aufblühender Gerechtigkeit,
da frisch erwacht der Hansa Geist,
der Adler ob der Tiefe kreist.
 
Dann werden leuchten obenhin
Fregatten und Corvetten ziehn,
Und flattern rauscht an Wimpeln schwer
Und Sturm wie Nordlicht übers Meer.
 
Hab ich in heil´ges Sturmes wehn
Des Kaisers Banner erst gesehn,
steig ich aus feuchter Meeresnacht
und führ mein Volk wie einst, zur Schlacht.



18 Beilage Weserboote Nr. 84 1098 Brake Dienstag den 19. Juli.
19 quelle http://ka.stastwiki.net/Heinrich_Vierordt_(Dichter)




Emil Pleitgen (1863-1925) Oldenburgscher Seminaroberlehrer, Schriftsteller und Historiker 20. Der Dichter des Brommy- Gedichtes “Admiral Brommy“ , Emil Pleitner (1863-1925),  hatte Aufgrund der Herkunft seiner Frau aus Hammelwarden, ein besonderes Verhältnis zu der Lebendleistung und dem tragisches Ende zu Carl Rudolph Brommy aufgebaut das sich in dem Gedicht auch widerspiegelt.






Admiral Brommy

Er nahm die Flagge vom hohen Mast:
„Wann werd` ich dich wieder sehn,
wann wirst du wieder geliebt und gehasst,
Stolz auf dem Meere wehn?
 
„Du Zeichen alter Herrlichkeit
Du meiner Lust und Qual,
Sei du ein Gast in trüber Zeit
Dem deutschen Admiral!
 
„Ich will dich hüten bis an den Tag,
Da schwindet das alte Web,
Da Deutschlands Banner wehen mag
Stolz wieder über die See.
 
„Und wenn mein Auge den Tag nicht erschaut,
Da schwindet der alte Fluch,
Dann hüllt mich, müde und ergraut,
In das bunte Flaggentuch!“









20 Wiechmann Gerhard Oldenburg Admiral Brommy S.8 (Q Oldenburg im 19. Jahrh. Bd. 2 S. 88-110) Dieses Gedicht soll schon vor 1897 geschrieben worden sein.



















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