Beitrag von Wolfgang Meironke

Carl Rudolph Bromme
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Beitrag von Wolfgang Meironke

Carl Rudolph Bromme Gesellschaft
Veröffentlicht von Wolfgang Meironke in Algemein · 16 August 2013

Einleitung:
Nach heutigem Kenntnisstand wurde über das Leben von Carl Rudolf Brommy drei Gedichte geschrieben die sich mit dem Wirken und dem tragischen Tod des ersten Deutschen Admirals befassen. Sie wurden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verfraßt und behandeln die traurigen Umstände die zum Tod des an der Weser bekannten Admirals führten. Die Verfasser dieser Gedichte kommen aus den unterschiedlichsten Landen des damaligen Deutschen Reiches und aus Österreich.


In der nachfolgenden Abhandlung sollen die Schriftsteller, das Umfeld und die Beweggründe kurz dargestellt werden, die zum Verfassen der Gedichte geführt haben.


Robert Hamerling. (1830 Kirchberg a.W. Österreich- 1889 Graz)
Heinrich Vierordt (1855 Karlsruhe-1945 Karlsruhe)
Emil Pleitner (1863 Brake-1925 Oldenburg)




Geb. als Rupert Hamerling 24.3.1830 in Kirchberg am Walde. Sohn eines Mittellosen Webers 1840 mit Unterstützung von Gönnern Besuch des Gymnasuim Zwettl. 1848 Schloss sich Hamerling an die Revolution an. Beginn des Studium in Wien (Klas. Philologie, Philosophie, Geschichte, Nedizin). 1852 Aushilfslehrer für klassische Sprachen in Wien. 1855-1866 Gymnasiallehrer in Triest. 1866 wegen Magenleiden pensioniert und lebt weiter in Graz. Danach die 1866 fruchtbarste literarische Schaffensphase. Er verfasste über 100 Gedicht.


Hamerling gehörte zu seiner Zeit zu den meistgelesenen Autoren im deutschsprachigen Raum. In der Sammlung „Sinnen und Minnen“ „Ein Jugendleben in Liedern“ veröffentlicht Hamerling vier Gedichte. Unter anderem auch das Gedicht „Ein deutscher Admiral Das Gedicht umfasst 9 Strophen a 9 Zeilen. Erschienen in Hamburg und Leipzig 1868.

Gest. 13.7.1889 in Graz im Alter von 59 Jahren


Ein deutscher Admiral
Robert Hamerling[1]

1.

Ein Häuschen steht im Norden

An deutschen Meeres Borden,

Einsam im Abendstrahl.

Die Woge seufzt und Schwillt gelind,

Am Fenster rüttelt das der Wind,

Das blinkt so trüb, so fahl!

Das Glas zerklirrt in Scherben;

Im Häuslein liegt im Sterben

Ein deutscher Admiral.


2.

Wo blieb nur seine Flotte?

Die ward zum Kinderspotte,

Versplittert ohne Scham.

Er aber nahm die Flagge noch

Vom Führerschiff, das stolz und hoch

Auf deutschen Wogen schwamm;

Und nah dem Flutgebrause,

Lebt er in Uferhause:

Da brach sein Herz der Gram.


3.

O führt mich an den Strand hinaus,

Will sterben bei des Meers Gebraus,

Das Seemanns Tod versüßt!

Wie flüstert um die Düne

Die Flut, die dunkelgrüne

Vom letzten Strahl geküsst!

O vielgeliebte Wogen

Wo meine Wimpel flogen,

Seid mir zum letzten Mal gegrüßt.


4.

Und meine Flagge bringt mir auch,

und lasst sie wehn im Abendhauch,

Umkränßt vom Siegeskranz,

Mit dem wir sie geschmückt so sehr,[2]

Wo breit die Weser geht ins Meer:

O Banner, zeig im Glanz

Noch einmal mir die Farben,

Die, ach so bald erstarben,

Zum Schmach des deutschen Vaterlandes.


5.

Was singst du mir so leise

Für eine trübe Weise,

Mein heil`ges Schwarz-Rot-Gold?

Hei, wie nun die geraubte Pracht

Der jungen deutschen Meeresmacht

Die Nordseewoge groll!

Fern bis zur Dänenküste

Die Pupurwelle zürnend rollt!


6.

Komm, folg mir in den Totenschrein,

Du teure Flagge, tief hinein:

Dein Volk vermisst dich kaum!

O ruhten wir am Meeresgrund,

Fortträumend unterm Wasserschlund,

Der deutschen Größten Traum!

Wohl lieblich klingt es nieder,

Singt Auferstehungslieder

Einst über und der Wogen Schaum.


7.

Du wirst mit mir nicht modern.

Bis einst die Brände lodern

Des neuen Morgenstrahls!

Wenn dann Allendeutschland, neubelebt,

Als Phönix aus der Asche schwebt

Das letzten bunten Pfahls,

Dann holt`s mit Reueschmerzen

Sein Banner sich vom Herzen

Des toten Admirals.


8.

Dann kommst du neu zu Ehren,

Und blühst ob allen Meeren,

Holdflattern immerzu!

O Wonne, lernt auch deutsches Blut

Fürs Vaterland die heil`ge Glut!

Dann kommt mein Geist zur Ruh,

Die jetzt mein treues Herze brach,

O tilg sie bald, die dunkle Schmach,

Mein heil`ges Deutschland du!


9.

Die Winde sanfter fächeln,

Es schmilzt in mildes Lächeln

Des Helden tiefes Weh.

Die Sonne leuchtend untergeht,

Die Flagge um die Bleichen weht

Wie eine Siegestrophäe:

Sein Herz hört auf zu pochen,

Sein Auge starrt gebrochen

Noch auf die deutsche See.

__________________________________________________

Quelle: Stezenbach Gustav „Admiral Brommy und die erste deutsche Flotte“
In: Der Weltkrieg (Nr.) 69
WM: Im Original Text gesperrt geschrieben.


Heinrich Vierordt , Dichter, geb. 1. Okt. 1855 in Karlsruhe.

Er entstammte einer Bankierfamilie, die sich sozial engagierte. Er studierte deutsche Philologie in Berlin, Leipzig und Heidelberg, wo er 1881 zum Doktor promovierte. Während seiner Studentenzeit wanderte Heinrich Vierordt viel durch die deutschen Lande um so ein Ausgleich zum Studieren zu finden. Wie nur wenige Studenten dieser Zeit konnte er es sich erlauben auch das Ausland zu besuchen, was natürlich den Horizont der Studierenden erheblich erweiterte.[1]

Während seiner Zeit als freier Schriftsteller machte er ausgedehnte Reisen nach Italien, Frankreich, den skandinavischen Ländern, Österreich- Ungarn,Holland und England . Er schrieb mehrer Zyklen. »Gedichte« (Karlsr. 1879; 2. Ausg., Heidelb. 1899); »Akanthusblätter«,Dichtungen aus Italien und Griechenland (Heidelb. 1888); »Vaterlandsgesänge« (das. 1890, 2. Aufl. 1903); »Fresken« (das. 1901); »Gemmen und Pasten. Tagebuchblätter aus Italien« (das. 1902); »Meilensteine.Dichtungen aus dem Leben« (das. 1904); »Kosmoslieder« (das. 1905). Seine »Ausgewählten Dichtungen« erschienen (Heidelb. 1906) mit einem Vorwort von Ludwig Fulda. V., der die Poesie des Südens besonders glücklich zu feiern verstand, hat doch auch prächtige Heimatklänge angestimmt und durchweg sich durch Vornehmheit der Form ausgezeichnet.[2]

† 17. Juni 1945 in Hornberg


In einem seiner Gedichtsreigen[3] befasst sich Heinrich Vierordt mit den tragischen Ereignissen von Carl Rudolph Brommy beim Aufbau der Deutschen Flotte bis zu seinem tragischen Tode.

Das Gedicht umfasst 10 Strophen a 4 Zeilen.


Admiral Brommys Tod [1]
Von Heinrich Vierordt

1.
Setz mir kein Kreuz im Ufersand,
Senkt mich ins Meer vom Klippenrand,
Ein feuchtes Grab ist mein Begehr
Im tiefen, grünen, deutschen Meer.

2.
Dort in die Flagge hüllt mich ein,
Das Banner soll mein Grabtuch sein,
Als dies am hohen Maste flog,
Schlug es in Flucht den Danneborg.

3.
Die Frauen Brakes weihten mir
Dies schwarzrothgoldene Panier,
Als ankernd vor der Stadt ich lag –
Ei war ein goldner Maientag.

4.
Und alle Herzen jauchzten laut
Da sie das Zeichen stolz geschaut,
Sich fassend vor Entzücken kaum;
Wie bald zerfloss der Seemannstraum.

5.
Noch war sie nicht erfüllt die Zeit,
Die Flagge doch blieb unentweiht:
Vor Freude hebt mir Brust und Hand
Denk ich des Tags von Helgoland.

6.
Versenkt ins Meer dein Morgenstrahl
Mich, Deutschlands ersten Admiral
Umblitzt von Sprühn des Wogenschaums
Als Leichnahm altes Flottentraum.

7.
Es steig, es fällt im Wellenschein
Wie sehnsuchtsathmend mein Gebein;
So lang die Nordsee wandernd schwillt
Bleibt auch die Sehnsucht ungestillt.

8.
Doch kommen, kommen wird die Zeit
Aufblühender Gerechtigkeit,
da frisch erwacht der Hansa Geist,
der Adler ob der Tiefe kreist.

9.
Dann werden leuchten obenhin
Fregatten und Corvetten ziehn,
Und flatternrauscht an Wimpeln schwer
Und Sturm wie Nordlicht übers Meer.

10.
Hab ich in heilges Sturmes wehn
Des Kaisers Banner erst gesehn,
steig ich aus feuchter Meeresnacht
und führ mein Volk wie einst, zur Schlacht







Emil Pleitner wurde am 3. Sept. 1863 in Brake geboren.
Über seine Jugendzeit und sein Privatleben ist nur wenig bekannt.
Nach dem Besuch der Volksschule zwischen 1878 bis 1882 besuchter er das ev. Lehrerseminar in Oldenburg. 1884 absolvierte er in der 1. Kp des Oldenburgischen Infanterieregiment Nr. 91 seinen Militärdienst, vermutlich als Einjähriger Freiwilliger.
Danach begann seine Lehrertätigkeit in Schonmoor und Etzholm.

Emil Pleitner heiratete die drei Jahre jüngere Katharina Schwarting aus Hammelwarden, mit der er drei Söhne großzog. Zwischen 1886 und 1900 unterrichtete Emil Pleitner in der Oldenburger Volksmädchenschule. Bereits zu dieser Zeit beginnt Pleitner mit dem Verfassen von Gedichten, Erzählungen und heimatkundlichen Aufsätzen, so sein wichtigstes Werk, „Die Geschichte Oldenburgs im 19. Jahrhundert“ das 1899-1900 entstand. Viele seiner Werke schrieb Pleitner in Plattdeutsch. Auch steuert er mit seinen Lehrerkollegen Emil Kühnholt (1850-1920) und dem Hauptlehrer Heinrich Oehlmann Artikel in Zeitungen und Fachzeitschriften bei. Wegen dieser außerschulischen Leistungen wurde Pleitner 1900 vom ev. Oberschulkolegium in das Lehrerseminar berufen und unterrichtete in Schönschrift und Deutsch. Sein Engagement für die „Volkslese- und Bücherhalle“ in Oldenburg, ein Vorläufer der Stadtbibliothek. Das von ihm mitgetragene Museum für Kriegserinnerungen“ beherbergte Gegenstände, Schriftstücke, Abbildungen aller Art und Literatur von Teilnehmern Oldenburgscher Bürger des 1. WK. 1939 wurde die Sammlung geschlossen und nach dem 2. WK dem Stadtmuseum Oldenburg zugeführt. 

Durch seine Ehefrau hatte Emil Pleitner Interesse am Leben und Wirken des Admiral Brommy gefunden und befasste sich mit dessen Lebenswerk. Anlässlich der Grabsteinlegung 1897 in Hammelwarden veröffentlichte Emil Pleitner sein Gedicht „Admiral Brommy“.

21. September 1897 (NSL vom 21.09.1897) Einem halbseitigen Artikel „Zur Einweihung des Brommy-Denkmals in Hamelwarden“ erscheint ein Holzdruckportrait von Brommy und ein Aufzählung von Verdiensten durch Aussagen von Reden (Duckwitz und Reichsverweser Erzherzog v. Österreich). Der Artikel endet mit einem Gedicht von Emil Pleitgen über den Tod des Admirals.

Admiral Brommy
von Emil Pleitner (1897)


1.

Er nahm die Flagge vom hohen Mast:

Wann werd`ich dich wieder sehn,

wann wirst du wieder geliebt und gehasst,

Stolz auf dem Meere wehn?

Du Zeichen alter Herrlichkeit


2.

Du meiner Lust und Qual,

Sei du ein Gast in trüber Zeit

Dem deutschen Admiral!

Ich will dich hüten bis an den Tag,

Da schwindet das alte Web,


3.

Da Deutschlands Banner wehen mag

Stolz wieder über die See.

Und wenn mein Auge den Tag nicht erschaut,

Da schwindet der alte Fluch,

Dann hüllt mich, müde und ergraut,

In das bunte Flaggentuch!


4.

Die Jahre schwanden in wilder Hast,

Doch nimmer schwand seine Qual.

Das Banner Deutschlands vom hohen Mast

Nicht sah es der Admiral.


5.

Er harrte bis seine Stunde kam,

Und als man ihn senkte ins Grab,

Das alte deutscher Banner nahm

Auf ewig er mit hinab.


6.

Es streut aufs Grab ein Lindenbaum

Ihm Blätter sonder Zahl.—

Dort schläft ein alter deutscher Traum

Und ein deutscher Admiral


Ausklang:
Inwieweit die Gedichte über Carl Rudolph Brommy nach seinem Tode groß in Erscheinung getreten sind, ist weitgehend unbekannt. Wichtig und eine Besonderheit ist es allemal, das einem weitgehend unbekannten Soldaten und Marineoffizier überhaupt literarisch eine so große Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Die jahrelange und intensive Suche des Verfassers hat mittlerweile diese drei Gedichte der Vergessenheit entrissen, ohne im Bestreben nachzulassen, eventuell noch weitere zu entdecken.

Wolfgang Meironke im August 2013




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